Warum ein Hund?

Warum ein Hund – das ist eigentlich bei mir die falsche Frage. Es müsste eher heißen:  „Warum kein Hund”. Denn, als meine Tochter unbedingt einen haben wollte, war für mich klar:
Ein Hund kommt mir überhaupt nicht ins Haus! Auf gar keinen Fall! Ende der Diskussion.

Dafür gibt es ganz viele Gründe, ich nenne nur einige davon:

- Die Viecher hinterlassen in der ganzen Wohnung ihre Haare, eklig!
- Wenn der Hund bei Regenwetter nach Hause kommt, muss man hinterher die Wohnung renovieren!
- Der Hund muss regelmäßig Gassi gehen, das ist zuviel Aufwand, nachher bleibt es noch an den Eltern hängen, wenn Fräulein Tochter die Nase voll hat.
- Überall auf den Fußwegen hinterlassen sie ihre Haufen.
- Man kann nicht mehr unbeschwert in den Urlaub fahren, man ist so fürchterlich angebunden, weil ja immer noch der Köter da ist und man nicht weiß, wohin damit.
- So ein Tier muss erzogen werden. Ich habe absolut keine Ahnung, wie man ihm so wichtige Dinge wie „mach Männchen” oder „hau ab, das ist mein Steak” beibringen kann.
- Post werden wir auch keine mehr bekommen, denn der Briefträger wird sich bedanken bei so einem bissigen Vieh!
- Wir werden von den Tierärzten finanziell über den Tisch gezogen. Wer einen Hund hat, muss es sich auch leisten können! Und was so ein Hund alles frißt, wer soll das eigentlich alles bezahlen können?

Dann durfte der Dalmatiner meines Schwagers Vater werden, und es gab gaaaanz süße Welpen. „Papa, können wir nicht doch....?” Ich blieb standhaft. Die Welpen wurden größer und noch niedlicher. „Papa, können wir nicht doch....?” Ich blieb nach außen standhaft, fand aber diese süßen Hündchen eigentlich gar nicht so schlecht.

Dann fragte mich die beste Ehefrau von allen, „Meinst Du nicht, wir könnten doch....?” Es war um mich geschehen, der Welpe wurde zu uns geholt, und die Reaktion meiner Tochter, die außer sich war vor Glück, zeigte schon mal, dass die Entscheidung nicht so ganz falsch war.

Inzwischen bestehe ich auf der Feststellung, dass ich absolut niemals etwas dagegen hatte, einen Hund bei uns aufzunehmen, alle anderen Behauptungen entbehren jeder Grundlage! Wahrscheinlich bin ich nur falsch verstanden worden, denn es gibt ganz klare Gründe, die eindeutig für die Aufnahme eines Hundes sprechen:

- Unser Hund ist wie ein Familienmitglied, ich liebe ihn, ich kann mir nicht vorstellen, dass ich ohne ihn sein soll. Was interessieren da die paar Haare, die jetzt überall in der Wohnung herumliegen, was interessieren da die vielen kurzen weißen Haare, die man so schwer aus der schwarzen Anzughose wieder herausbekommt? Kurz mal bürsten, die meisten gehen doch nicht wieder heraus - na und?
- Schmutz in der Wohnung gibt es nicht nur bei Regenwetter, sondern auch wenn Bonzo eine Maus ausgegraben hat, im Bach gespielt hat usw. Die Tapeten sind allesamt dunkelgrau bis schwarz. Jedenfalls die unteren 50 cm. Weiter oben sind kleine schwarze Spritzer (vom Schütteln), die man auch von der garantiert abwaschbaren Tapete nicht wieder abwaschen kann.
Na und? Das ist doch gar nicht so schlimm, schließlich haben wir doch einen Hund! Und man lernt ja auch: Abwaschbar heißt, man kann die Tapete abwaschen. Dass sie hinterher sauber ist, davon wurde doch auch gar nichts gesagt!
- Bonzo muss regelmäßig spazieren gehen. Das ist nicht schlecht, wenn man auf diese Weise mal an die frische Luft kommt. Außerdem war Meike von Anfang an sehr zuverlässsig und hat sich immer gut um ihn gekümmert.
- Bonzo macht seinen Haufen fast nie auf dem Fußweg, sondern er sucht sich einen Platz nebenan im Grünstreifen. Ausnahmen z.B. wenn er es sehr eilig hat und es nicht mehr schafft. Na und? Ich habe immer einen Plastikbeutel dabei, das ist doch kein Problem. Jetzt, wo er ja schon alt ist, vergisst er auch manchmal, dass er sich eigentlich nicht auf dem Weg lösen wollte - nun ja, wir werden ja alle älter.
- Bonzo kommt selbstverständlich mit in die Ferien. Man kann dann so richtig unbeschwert Urlaub machen, und für Bonzo ist es doch auch sehr interessant, mal an anderen Büschen herumschnüffeln zu können. Und es ist doch auch schön, ihn auf den Spaziergängen dabei zu haben. Bei kurzen Wochenendfahrten: Für ein paar Tage passt auch Meike mal auf ihn auf, wenn es nicht anders geht.
- Meike hat viele Bücher gelesen und ganz viel Ahnung. (Man merkt: Der Papa ist stolz auf seine Tochter.) Sie hat dem Hund ganz viel beigebracht. Später ist sie einem Hundeverein beigetreten und hat ihn dort ausgebildet, so gut wie ich selbst es nicht gekonnt hätte. Zum Beispiel so wichtige Dinge wie das Hinsetzen am Straßenrand oder das Ausspucken von unterwegs gefundenen Leckerbissen. Inzwischen gehe ich selbst gerne mit ihm zum Hundeplatz, ich merke, dass es ihm auch Spaß macht. Leider kann ich es inzwischen aus gesundheitlichen Gründen nicht weiterführen, und auch Bonzo ist wegen seiner Spondylose, die ihm sehr zu schaffen macht, nicht mehr dazu in der Lage.
- Bonzo bewacht das Haus, wenn er nicht gerade schläft, und als die Post bei uns noch regelmäßig kam, hatte er keine Probleme mit dem Briefträger. Inzwischen kommen häufig wechselnde Briefträger, häufig auch Aushilfen, und Bonzo merkt sofort, wenn sie Angst vor ihm haben. Das findet er dann sehr lustig, und wir auch.
- So ein Familienmitglied muss natürlich auch mal zum Arzt, und Futter wird auch eine ganze Menge verzehrt. Na und? Ist doch normal, oder? Muss ich ja auch für mich selbst bezahlen.

Also, wie ich eigentlich schon immer gesagt habe: Nichts spricht gegen einen Hund.
Und: Ich bin Bonzos größter Fan!
 

© Jens Plawer (2005)

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